Mit Acht hielt Axel Prahl seine erste eigene Gitarre in der Hand, später das Seminarverzeichnis für sein Musiklehrerstudium in Kiel, dann lange Zeit nur noch Drehbücher. Und jetzt, mit 51 Jahren, sein erstes eigenes Album. „Blick aufs Mehr“ spült jede Erinnerung an den übellaunigen Kommissar Thiel aus dem Münster-„Tatort“ davon, der Deutschen liebstem Krimi.
Wenn Prahl singt, verpufft das filmische Alter Ego. Dann zeigt sich dem Zuhörer der Liebende, der Verlassene, der Sture. „Ich bin wie ich bin“, triumphiert Prahl, und man staunt, wie groß die Fallhöhe zwischen zwei Titeln sein kann, ohne dass Disharmonien entstehen. Prahl gibt sich kraftstrotzend wie ein Bär und säuselig wie ein Eunuch, er spottet und kniet Sekunden später vorm Scherbenhaufen. Unterstützt wird er dabei meisterlich vom Babelsberger Filmorchester. Das Album mit Prahl-Texten, Prahl-Kompositionen und Prahl-Stimme taugt nicht zur Nebenbei-Beschallung – die Geschichten vom toten Vater, von der unglücklichen Welle und dem Zauber eines Gesprächs an der Haltestelle. Der Lohn dafür: ein Heimkonzert mit einem musikalisch außergewöhnlich vielseitigen Mann – einfach gut.