Berlin – Noch ein singender „Tatort“-Kommissar: Axel Prahl macht auf seiner Tour Station in Berlin.
Eine wilde Welle wogte eine Weile auf dem weiten Meer“ – auf seinem ersten Album „Blick aufs Mehr“ singt sich Axel Prahl immer wieder in die Schleswiger Heimat an der Ostsee zurück. Entstanden sind die meisten Songs allerdings mit Blick aufs Berliner Häusermeer. „Dziuks Zimmer“, das Studio seines musikalischen Kompagnons Danny Dziuk, liegt in Kreuzberg. Den Musiker kannte Prahl aus seinem Hauptberuf: Dziuk komponierte Filmmusiken für den Münsteraner „Tatort“, in dem Prahl seit fast zehn Jahren den populären Kommissar Thiel spielt.
Nun also noch ein singender „Tatort“-Star, neben den Kollegen Liefers, Krug, Nemec und Co? Axel Prahl kennt die Vorbehalte – und hat deshalb jahrelang gezögert, endlich mit seinen Songs herauszukommen. Dabei hatte bei ihm die Musik viele Jahre lang sogar vor der Schauspielerei rangiert. Schließlich hatte er mal ein Musikstudium auf Lehramt begonnen und war mit Freunden als Straßenmusiker gen Süden gezogen. Erst als er sein erstes Engagement am Kieler Theater hatte, gab er seine damalige Band Impuls schweren Herzens auf: Als Schauspieler hatte er plötzlich Einkünfte, von denen er als Rocker nur träumen konnte. In Berlin, wo der 51-Jährige seit mehr als zwanzig Jahren lebt und wo seine Kinder zur Schule gehen, spielte er zuletzt mehr zum Spaß, etwa mit Regisseur Andreas Dresen in der Band Tinnitus: „Das Wichtigste ist das Bierchen danach.“
Eigene Songs statt Coverversionen
Die Initialzündung, ein eigenes Album aufzunehmen, kam 2008 beim Tributkonzert für Gerhard Gundermann in der Columbiahalle, als er Gundermanns „Vater“ vor mehr als 3000 Leuten sang und das Plattenlabel Buschfunk ihn ermunterte, mehr zu machen. Doch Axel Prahl wollte nicht nur Coverversionen singen, sondern hatte eigene Songs parat, worauf er sichtlich stolz ist: „Ich weiß nicht, ob noch ein ,Tatort‘-Kommissar seine Lieder selbst geschrieben hat.“
Trotz seiner maritimen Bilder hat Axel Prahl keine Schunkel-Shantys geschaffen, sondern eher Breitwand-Chansons, in denen es auch in den Betten hin und her wogt, sich einer gern treiben lässt und jedes Meer viele Ufer hat. In einem seiner Songs heißt es: „Wir sind nur die Passagiere, auf einer Reise ohne Ziel. Keiner kennt den Käpt’n, keiner weiß, wohin der will.“
Für die Arbeit an den Melodien und Zeilen nahmen sich Prahl und Dziuk fast ein Jahr lang Zeit – anders als in seiner Jugendzeit spürt der Schauspieler weder zeitlichen noch finanziellen Druck beim Musikmachen. Die Songfragmente entwickelten sich immer weiter, schlugen quasi immer größere Wellen. Aus einem gemeinsamen Auftritt mit dem Babelsberger Filmorchester wurde eine Kooperation – acht Songs wurden mit dem Orchester eingespielt. Diesen großen Rahmen hatte Prahl nicht von Beginn an im Blick: „Aber es fügte sich einfach so.“
Von der Brise bis zum Sturm
Auch sein Inselorchester, mit dem er derzeit auf Tour ist, besteht immerhin aus zehn Musikern. Zunächst spielen sie Coverversionen, etwa von Gundermann, Rio Reiser (natürlich „Übers Meer“) und den Beatles. Danach wird das komplette Album „Blick aufs Mehr“ in einem Ritt aufgeführt, und Axel Prahl kann beweisen, dass er als Sänger von der sanften Brise bis zum rauen Sturm über ein breites Repertoire an Stimmungen verfügt.
In der Kieler Heimat wurde er mit Standing Ovations gefeiert, am Donnerstag kommt er samt Inselorchester in die freilich ausverkaufte Konzerthalle der UdK. Auch als gestandener Schauspieler hat er immer noch Herzklopfen, bevor er auf die Bühne geht: „Das Adrenalin schärft die Sinne.“