„Bitte heute keine giftigen Nebel / Keinen Unfall im Atomkraftwerk / Keinen Schwefelschnee im Erzgebirge / Weil ich Geburtstag hab.“
Das erste Lied, das der 70-jährige Gerhard Schöne am Samstagabend auf der ParkbühneGeyserhaus in Leipzig spielt, gibt die Richtung vor, Globale Katastrophen und der kindlich-naive Blick. Da ist der Kitsch nicht weit. Erstaunlicherweise bleibt er während des zweieinhalbstündigen Konzertes aber beständig gebannt. Die Parkbühne ist prall gefüllt, gekommen sind Jung und Alt, Schönes Konzerte für Erwachsene sind eine Rarität geworden. Mithilfe von großartigen Musikern (Stefan Kling, Ralf Benschu, Eudinho Soares, Javier Reyes und Guilherme Castro) zaubert Schönenach wenigen Minuten eine gelöste und intime Atmosphäre.
Passend dazu heißt es im Lied „Unterm Dach“: „Das Fenster zum Himmel / Die Türe zur Welt.“ Hier ein paar Klassiker wie „Du hast es nur noch nicht probiert“, da prägnante und herzerwärmende Statements: „Kunst sollte zweckfrei sein, aber ich wollte mit meinen Liedern zeitlebens die Menschen, und auch mich selbst, zu mehr Courage und Verrücktheit ermutigen.” Historische Rückblicke, Poesie und eine wohldosierte Dosis Humor. Schöne erzählt von Autos, die Mitte der 80er Jahre mit weißen Bändern geschmückt waren. So zeigte man den Mitmenschen, dass der Ausreiseantrag schon gestellt war, Schöne ist geblieben, im daraus entstandenen Lied heißt es: „Ein rotes Band Iass‘ ich wehen / das heißt ich bleib hier / Man kann es nicht übersehen / Damit sage ich dir: ich will hier was bewegen.“
Als auch noch der Publikumschor funktioniert, sogar ein Kanon summt zärtlich, aber vehement in den beginnenden Herbst, wird man Zeuge eines wunderbar unprätentiösen Konzertes, das auf bombastisches Beiwerk verzichtet. Schöne schreibt in der Pause Autogramme, Selfies entstehen Arm in Arm mit einem Künster, der in einem Lied die Frage stellt: „Wer soll über Charlie Chaplin lachen / wenn die Erde wirklich untergeht?“
Schöne singt berührend von einem Kirschbaum, der trotz allem Früchte trägt. Das Publikum spendet langanhaltenden Applaus, der mehr als nur diesen Abend honoriert.