Zuschauer jauchzen wie die Möwen. Liedermacher Gerhard Schöne beglückt sein Publikum in Dresden.

von Tom Vörös, Sächsische Zeitung vom 17.04.2025

Dresden. Leicht betagt, mittleres Alter, wie die roten Samtsitze in der Dresdner Comödie, so füllt sich auch der ausverkaufte Saal – mit vielen Leuten, die Gerhard
Schöne vielleicht noch mit vollem Haar erlebten. Anfang der 1980- er wurde der Liedermacher erst mit seelenbalsamierenden Erwachsenen-Weisen berühmt. Später mit verspielt-verträumten Kinderliedern wie „Jule wäscht sich nie“.

Inzwischen nimmt der heute 73-Jährige nur noch selten Bäder in der Menge. Aber wenn, dann mit viel Gefühl und Herz. Zunächst wünscht sich Gerhard Schöne zum Geburtstag alle erdenklichen Konflikte von der Backe. Mit einer Stimme, die trotz kleinerer altersbedingter Modulationen noch immer jugendlich, ja kindlich schimmert. Lieder wie
„Unterm Dach“ vertonen den eigenen Ursprung seiner Fantasie, sein Kinderzimmer.

Man kann diesem zart bis innig singenden, in seinem ganzen Wesen innehaltenden Barden nur verfallen. Denn Schönes heilsame Momentaufnahmen bieten gerade aktuell eine Alternative zum Erwachsenen-Gebrüll da draußen. Seinem Naturell gemäß verzichtet er auf Verbalkritik, vertont lieber Tagträumereien, derer kein Diktator der Welt je
habhaft werden könnte.

Schon in der DDR wurde der sanfte Rebell vom System weitgehend verschont. Als besonders berührend erweist sich dann doch ein Kinderlied: „Der MeeresbezwingerThomas“ – ein Lied
eines kleinen Träumers in der Badewanne – bezieht das Publikum ein. Und während der kleine Thomas im Geiste Ozeane überquert, rauscht das Zuschauer Meer, einige jauchzen oder
schreien gar wie Möwen.

Man wähnt sich in einer Kindergartengruppe mit 18- bis 80-Jährigen, niemand möchte von den Eltern abgeholt werden. Ein gesungener Brief von Gerhard Schönes Frau wirkt wie ein ganzheitliches Medikament. Das von Kinderhand verfasste „Lene an Lene“ richtet sich mahnend an die spätere Erwachsene.

Auch die Begleitband L‘Art de Passage löst zwischen Weltmusik und Jazz das Konzertmotto ein: „Vielleicht wird’s nie mehr so schön“. Weil sich Gerhard Schöne in den letzten Jahren in der Gegend rarmachte, scheint schon eines klar: Sein nächstes Dresden-Konzert wird vermutlich wieder so schön ausverkauft sein.

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