Keimzeit: Irrenhaus

Amiga/ Hansa, 1990

Titelliste

  1. Ratten
  2. Hofnarr
  3. Mama
  4. Irrenhaus
  5. Frühling
  6. Keine Männer
  7. Betrunken
  8. Kinotopp
  9. Rosi
  10. Schwein
  11. Der Löwe
  12. Flugzeuge
  13. So

Besetzung

  • Norbert Leisegang: voc, g
  • Ulle Sende: lg
  • Matthias Opitz: p, keyb
  • Hartmut Leisegang: bg
  • Roland Leisegang: dr
  • Ralf Benschu: Gast
  • Peter Schmidt: Gast
  • Ralf Schuldt: Gast

Liedtexte

Schöne Prinzessin, ich hab‘ dich lieb.
Ich würd gern bei dir bleiben – ob Frieden, ob Krieg.
Ich würd‘ dir jeden Tag frische Blumen bringen,
Ein Lied für dich machen und dir‘s dann singen.
Doch dein Vater, der in diesem Land König ist,
Sieht es nicht so gern, wenn du bei mir bist.
Wir sollten uns erstmal nicht mehr wiederseh‘n,
Weil die Ohren der Spitzel weit offensteh‘n.
Ich bin Hofnarr in eurem Königreich.
Ich tanze und singe, ihr lacht vielleicht.
Ich mach‘ kalte Herzen warm, harte weich.
Ich bin Hofnarr in eurem Königreich.

Die Königin, die hier niemand kennt,
Zerfiel in ihre Teile ohne Happy-End.
Morgen soll die Beerdigung sein.
Sterben muß jeder für sich allein
Die Ritter sind bitter, weil das Geld nicht stimmt.
Durch die königlichen Kassen weht der Wind.
Der König ist müde so fürchterlich.
Ich weiß warum, aber sag‘ es euch nicht.
Ich bin Hofnarr

Es war einmal, das gilt nicht mehr.
Wenn du mich fragst, muß ein neuer König her.
Einer, der ein Herz für die Narren hat,
Sonst setz‘ ich ihn mit der Dame schach-matt.
Auch diese Majestät wird nicht so alt.
Die Spitzel am Hof werden gut bezahlt.
Du liebst mich, wenn das wirklich stimmt,
Dann muß schwarz verlieren, und weiß gewinnt.
Ich bin Hofnarr

Mama, sag‘ mir,
Warum spielen die Kinder nicht mehr mit mir?
Alle drehen sich weg,
Wenn ich was sag‘.
Mama, sag‘ mir;
Warum stellt man mich immer wieder vor die Tür –
Selbst Carolin, die ich so gern mag?!

Lisa zupf‘ ich an den Zöpfen so gern,
Und meine Kumpels schubs‘ ich in den Sand.
Den blöden Weibern werl‘ ich Kletten an –
Wie die schrein
Mit bunter Farbe mal‘ ich alles an –
So wie im Wunderland.
Warum bin ich beim Mittagessen immer allein?!
Mama, sag‘ mir

Grüne Frösche sind wie Seife so glatt,
Und meine Käfer krabbeln sich halb tot.
Für grüne Brause geb ich alles aus,
Was ich hab‘.
Und wenn ich Rosi auf die Schuhe tret‘,
Schreit die erst und wird dann rot.
Sie bildet sich ein,
Daß ich mit ihr was hab‘.
Mama, sag‘ mir

Und wenn ich groß bin, werd‘ ich Zauberer
Oder Captain auf‘m Segelboot.
Die Großen sagen zwar, das ginge nicht –
Doch wer weiß?
Immer lieb und artig sein
krieg‘ ich einfach nicht ins Lot.
Wenn ich mich verbrenn‘,
War das Wasser zu heiß.
Mama, sag‘ mir

Du erinnerst mich an diesen Zeitungsburschen
Aus Boston oder New York, der da sagte:
„Lieber geh‘ ich vor die Hunde,
Als daß ich von euch mir irgendwas borg‘.“
Im Film haben die immer Fortuna parat.
Dich hat man wieder über‘s Ohr gehau‘n
Und dann weggejagt.
Irre ins Irrenhaus, die Schlauen ins Parlament!
Selber schuld daran,
Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt.

In deinen Augen ist zu lesen:
Gut, ich geh‘ es an.
Auf deiner Lederjacke steht:
Vergiß es!
In deinem Kopf Größenwahn.
Gekonntes Schweigen – ich vermiß‘ es.
Warum denn immer wieder mit Kanonen auf Spatzen?
Das Blut spritzt rot.
Im Präsidium kreisen die Geier liberal
Und lachen sich tot.
Irre ins Irrenhaus

Dritter Akt, vierte Szene –
Verdammt, ich hab‘s vergessen:
Eine Rose, ich wollt‘ sie dir ins Irrenhaus schicken.
Ich weiß, du bist darauf versessen.
Also noch ein paar Runden Domino,
Bis ich wiederkomm‘, oder eine kleine Reise
Von Tel Aviv nach Babylon.
Irre ins Irrenhaus

Limousine mit Chaufieur.
Bitte kein Skandal heut‘, Mon Coeur.
Du im Glitzerkleid und ich in Schwarz.
Lässig triffst du, wenn du willst, ins Herz.
Dti gehst geistesgegenwärtig durch die Tür,
Ob in Chicago oder hier.
Ich lauf dir treu nur hinterher,
Dein Schatten – nicht weniger, nicht mehr.

Bilder, Sekt und Blicke tangential.
Weiblichkeit dominiert lokal.
Selbst der Oberkellner trägt hier Seidenstrümpfe.
Sein Gang – so zauberhaft – gleicht einer Nymphe.
Freddy beißt dir zärtlich in dein Ohr.
Du weißt, wie sie das meint, und wirfst ihr vor:
Sie wär‘ in ihrer Art zu aggressiv –
Finster noch, wie das letztens lief.

Der Boß in diesem Club ist eine Frau.
Bei den anderen weiß man das nicht so genau.
Billy hat das alles längst vergessen,
Mit welchem Maß Männer Frauen messen.
Die Orden, meine Liebe, wirt sie ab.
Verloren ist verloren, wenn auch knapp.
Du und ich, dein Schatten, haben gewettet.
Wiedermal ist eine Nacht gerettet.

Der Held blieb am Leben, die Mafia ist tot –
Nochmal die Titelmelodie im Morgenrot.
Auf der Leinwand schillern die Farben so schön,
Ich kann einfach noch nicht nach Hause geh‘n.

Ich bin betrunken vom Kitsch und bitter vor Neid.
Frag ich den Regisseur, sagt er:Es tut mir leid,
Das alles ist doch nur zur Unterhaltung gedacht.
Was kann ich dafür, wenn ihr daraus ein Drama macht ?!“

Ich behandle diese Nacht, sie hat es nicht verdient,
Wie ein Harlekin, der aus einer Puppenkiste grient.
Geld hat es dafür noch niemals gegeben.
Ich will, wenn es geht, zweimal leben.

Jim hat‘s erwischt, er ging ohne ein‘ Laut.
Alles hat ein Ende, ist, was ich nicht glaub‘.
Denn sicher hat sich irgendwo die Ewigkeit verkrochen.
Ich lieb‘ dich für immer, hat er ihr versprochen.

Glaub‘ mir Baby, egal was kommt,
Nichts auf der Welt kann uns voneinander trennen.

Meine Nachbarin hängt ihre Wäsche auf.
Schon wieder Morgenrot – gut, ich nehm‘ es in Kauf.
Aus Versehen stoß‘ ich gegen einen alten Mann.
Hätt‘ nicht gedacht, was so ein Streifen alles anrichten kann.

Bin noch betrunken vom Kitsch und bitter vor Neid

Weißt du, Rosi, wir sind älter geworden.
Auch du siehst nicht mehr ganz so frisch aus.
Mit der Zeit sind nicht nur unsere Ideale gestorben –
Irgendwie sieht‘s rundrum nicht mehr ganz so rosig aus.

Wir haben uns oft mit jedem Idioten geschlagen
Und dabei alles riskiert.
Jetzt hör‘ ich uns über unsere Zähne klagen –
Wir überlegen,
Ob man sie nicht irgendwann mal weiß lackiert.

Unsere Väter sind genervt –
Unsere Mütter stricken fleißig weiter Handschuh‘,
Und wenn es kalt wird, Socken.
Wir haben schon so lange nicht mehr im Schnee gebadet,
Um unseren Kreislauf zu schocken.

Stattdessen sitzen wir hier und trinken Kaffee –
Machen zu jedem Witz ein gutes Gesicht.
Ich erklär‘ dir diplomatisch,
Daß ich dich immer noch so lieb hab‘.
Und du glaubst mir das oder nicht.

Der Löwe schläft heut‘ Nacht –
Wer hat dir da nur Angst gemacht?
Pelikan und Nashorn schlafen schon ganz fest.
Die Schlange hat sich eingerollt –
Wüßt‘ nicht, was sie sonst machen sollt‘.
Selbst der Alligator macht die Augen zu.
All‘ die kleinen Käferchen
Halten brav ihr Schläferchen.
Denn morgen gibt‘s so viel zu tun:
Gut‘ Nacht

Die Sonne sagt: Auf Wiederseh‘n.
Auch im Urwald muß sie untergeh‘n.
Weil sonst der Mond nicht scheint
Und am Ende weint.
Die Sterne funkeln blitzeblank
Am Himmel ohne Streit und Zank.
Man sagt, es war schon lang nicht so
Friedlich wie heut‘ Nacht.
Die Blume macht die Blüte zu –
Sie schläft schon –
Nun schlaf‘ auch du.
Denn morgen gibt‘s so viel zu tun:
Gut‘ Nacht!

Vielleicht Mitternacht – und immer noch nicht dunkel. Dämmerungslicht von irgendwoher.
„Wohin des Wegs, wohin des Wegs ?“, frag‘ ich ihn. „Die Angaben“, sagt er, „sind ohne Gewähr.“

Zur Nachtvorstellung der Verrückten, zum Irrespätprogramm
Der Komödianten und Entzückten.
Die Tänzer ziehen ihre roten Schuhe an.
Die haben den Schritt in die Realität verpaßt,
Beim Rettungsring dicht daneben gefaßt.
Akkord ohne Grundton, Flugzeug ohne Räder.

„Nimm mich mit 1 Bitte laß‘ mich nicht hier
Im Handumdrehen waren wir da.
Alle waren sie hier versammelt, nicht immer haben sie hier gespielt.
Ihre Vergangenheit ist vergammelt,
Und keiner weiß mehr, wie‘s früher war.
Zur Nachtvorstellung

Einer, der sich für Grapelli hält, Tanzt geigend auf der Balustrade. Eingepudert und abgestellt – der Chef.
„Alle an die Wand und erschießen !“, brüllt der Terrorist, „ich liebe dich 1“, der Charmeur.
So nach zwei, drei Stunden sind sie alle krank, Geschafft und hundemüde.
Ende ohne Beifall, Schluß ohne Dank. Der Vorhang fällt.
Platz, es wird Platz gemacht. „Platz da – für die wirkliche Welt

Soweit die Nachtvorstellung der Verrückten, das lrrespätprogramm
Der Komödianten und Entzückten.
Die Tänzer ziehen ihre Garderobe an.
Die haben den Schritt

Laß‘ es laufen den Berg hinunter –
Laß‘ es laufen durchs Tal.
Gott hat dem Fluß diesen Weg gegeben,
Sicher tut er‘s nicht nochmal.
Bitte laß‘ ihn ungestört –
Das Wasser weiß selbst, wo es hingehört.

Billy hatte sich tätowieren lassen –
Irgendwann Mitte Mai.
Blau auf blassen Schultern.
Warum, das bleibt für dich ungeklärt.
Doch Billy weiß genau, wo er hingehört.

Ich heirate Paula –
Nächsten Sommer, wenn sie kommt.
Das hatten wir so ausgemacht.
Sie ist nicht zurückgekehrt –
Schätze, daß sie nicht zu mir gehört.

Laß‘ es laufen

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