Wo Freygang ist, ist Unruhe. Der Unruheherd war Andre Greiner-Pol, so schrieben wir.
In der Nacht zum 15.12.2008 starb er in Berlin völlig unerwartet als einer der wichtigsten Akteure der Indieszene des Ostens, deren Herz im Berliner Prenzlauer Berg schlug. Noch am Wochenende hatte er mit seiner Band Konzerte gegeben.
Andre Greiner-Pol gehörte zu den markantesten Musikern und Querdenkern in der Ostberliner Blues- und Punkszene, in welcher Bands wie Feeling B, Rammstein, Inchtabokatables oder Tanzwut ihren Ursprung hatten.
1977 gründtete er Freygang und gab dieser Band ihr Gesicht, ihre Antriebe und Ihren ganz eigenen, völlig unangepaßten (Lebens-) Stil, eine Band, die dann zu DDR- Zeit mehr mit Verboten (auch schon mal von der Bühne weg verhaftet) als denn durch eine staatliche Spielerlaubnis gesegnet war.
Greiner-Pol, der sich zwischendurch als Schwarz-Taxifahrer und Kunstgewerbetreibender über Wasser hielt, engagierte sich fortan in verschiedenen musikalischen Projekten und trat bis zur Wende nur noch in Kirchen oder unter falschem Namen auf.
1989/90 stand er mitten in der brodelnden Prenzlauer Berg-Szene, gründete die Kult- und Kulturstätte „Tacheles“ oder eine eigene Partei (Autonome Wydoks) zur Volkskammerwahl im März 1990 mit, spielte mit Freygang live in einem Stück des Berliner Ensembles, tourte und tourte.
Vor der Wende verboten, wurden nach 1990 neun Alben und mehrere Bücher bei BuschFunk veröffentlicht. Geradlinigkeit, Gerechtigkeitssinn und politisches Engagement vorgetragen mit einer Direktheit wie Urgewalt in der Stimme und Musik gehörten auch im vereinten Deutschland unbeirrbar zu seinem Selbstverständnis.
Wer ihn ein wenig kannte, spürte schnell hinter der rauen Haut, einen warmherzigen, offenen, streitbaren Menschen und Zeitgenossen, der noch Druck machen konnte und immer wieder aufstand.
„Der Blues muß bewaffnet sein, sonst glaubt dir kein Schwein“, sang Andre Greiner-Pol auf dem letzen Album No. 9. Seine Stimme wird auch weiter gehört werden.
Wir trauern mit allen! Machs gut Andre, und grüsse dort oben, in unserem Rockerhimmel!
Die Beisetzung findet am Montag, dem 22.12.08 um 12:00 Uhr im Friedhof an der Greifswalderstrassse, ein Gedenkkonzert findet am 16.01.2009 im Berliner Kesselhaus statt.
Volker schrock sagt:
Ich hab ab Angst wenn Buschfunk über André was veröffentlicht was nicht stimmt …..weil sie es nicht besser wissen
Lilly Koch sagt:
Hallo Herr Schrock,
bitte geben Sie uns doch Bescheid, was an diesem Beitrag, der immerhin vor fast 15 Jahren erschienen ist, nicht stimmt.
MfG
Ihre BuschFunker