Tom Pauls reist als Ilse Bähnert durchs Land, verstärkt das Zwingertrio und bezaubert seit Jahren auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Seit der Wende setzt er vor allem auf sächsischen Humor. Mit diesem soll er nun als Hausmeister Ottmar Wolf den Alltag in der Sachsenklinik aufheitern. Wir haben den Schauspieler ausgefragt.
Sie sind der neue Hausmeister Ottmar Wolf in der Serie „In aller Freundschaft“. Wie kamen Sie zu dieser Rolle?
Ich bin zu einem Casting eingeladen worden mit vielen anderen Schauspielerkollegen und habe die Rolle bekommen. Ich habe die drei vorgegebenen Szenen gespielt und den Verantwortlichen vorgeschlagen, das auch einmal auf sächsisch zu probieren. Es geht ja hier um die Sachsenklinik und es würde sich auch niemand beschweren, wenn in einer bayrischen Klinik bayrisch gesprochen würde. Nach dem Casting habe ich zwei Monate nichts mehr davon gehört und dann kam die Zusage.
Sie gehören zur Dauerbesetzung der Serie. Wie häufig werden Sie eingesetzt?
Es werden immer drei Folgen in einer Staffel gedreht und in den nächsten Folgen bin ich in fast jeder dabei.
Serienarbeit hat für manche Schauspieler etwas „Anrüchiges“. In Serien zu spielen sei nicht so anspruchsvoll und mehr Routinearbeit, so die Kritiker. Wie stehen Sie dazu?
Da die Situation der Schauspieler derart schlimm geworden ist, da es kaum noch Spielfilme gibt, die gedreht werden, da es kaum noch Arbeit für viele Schauspieler gibt, ist es sehr still um solche hochnäsigen Ansichten geworden. Und wenn Sie schauen, wer heute in der ersten Liga im Fernsehen spielt, das sind die, die früher nur Spielfilme gemacht haben.
Sie sind vor allem Komiker und Satiriker. Bringt Hausmeister Ottmar Wolf den sächsischen Humor in die Serie?
Auf jeden Fall. In dieser Serie geht es ja immer um Leben und Tod und Schicksale. Dazwischen gibt es immer wieder Handlungsstränge, damit man auf andere Gedanken kommt. Bisher haben das vor allem Ursula Karusseit und Fred Delmare gemacht. Und dafür bin ich in Zukunft sicherlich auch zuständig.
Als Ottmar Wolf sprechen Sie in der Serie sächsischen Dialekt. Auch Wolfgang Stumph hat in Filmen sächsisch gesprochen, ohne eine lächerliche Figur zu sein. Denken Sie, dass damit der sächsische Dialekt wieder etwas salonfähiger wird?
Wir sind ein sehr starkes Bundesland und mit der Wiederfindung der Bundesländer hat sich der Sachse sowieso gefragt, wie ist der Sachse denn eigentlich? Den Dialekt gibt es nun mal, er wird von Millionen gesprochen und das muss man einfach akzeptieren.
Kannten Sie vor dem Rollenangebot die Serie? Ich kannte sie vom Hörensagen, habe sie aber noch nie gesehen, da ich nie fernsehe, weil ich abends immer auf der Bühne stehe.
Der „Stern“ hat eine belgische Studie veröffentlicht, wonach sich junge Menschen bei ihrer Berufswahl stark an Vorbildern aus Fernseh-Serien orientieren. Wie müsste Hausmeister Wolf sein, damit viele junge Männer seinen Beruf erlernen wollen?
Hier muss ich eindeutig sagen, dass Hausmeister Ottmar Wolf nicht für eine Vorbildfunktion geeignet ist. Bei ihm weiß man nie so ganz genau ob er etwas drauf hat oder nicht.
Seit wann arbeiten Sie im Team von „In aller Freundschaft“?
Seit Oktober.
Wie lange dauert es, bis eine Folge fertig gedreht ist?
Es werden immer drei Folgen in einer Staffel gedreht und eine Staffel dauert vier Wochen. Und dann kommt es ja auch auf die Szenen an. Es gibt Tage, an denen ich zehn Szenen spiele und dann gibt es welche, an denen ich nur in einer dabei bin. Das Schwierige ist, dass wir nicht chronologisch drehen. Wir drehen also aus dem Buch die Szene soundso und dann die Szene soundso.
Ist vorgesehen, dass sich Hausmeister Wolf mit einer der Damen in der Serie zusammentun wird?
Es ist alles offen.
Können Sie mitbestimmen, was Wolf sagt und tut? Ideen kann ich immer einbringen und insbesondere ist die Mitarbeit am Dialog gefragt. Ich mache es mir sozusagen mundgerecht. Der Sachse hat ja so bestimmte Spezialausdrücke.
Gibt es schon eine Variante des Aussteigens Ottmar Wolfs aus der Serie, falls Sie, die Redaktion oder das Publikum keine Lust mehr auf den Hausmeister haben?
Das muss man entscheiden, wenn es dann so weit ist.
Kritiker meinen, dass die Gefahr besteht, dass Schauspieler, die über lange Zeit eine Serienrolle spielen, immer mehr mit dieser verschmelzen. Sehen Sie eine solche Gefahr auch?
Ich habe mit den Figuren, die ich spiele, ganz wenig zu tun.
In die Rolle der Ilse Bähnert schlüpfen Sie ja nun schon seit Jahren. Dennoch hat sie wenig mit Ihnen zu tun?
Ja, sie hat eher etwas mit meinen Beobachtungen zu tun, mit Verwandten und Bekannten.
Als Sie wussten, dass Sie die Rolle des Hausmeisters bekommen haben, haben Sie sich dann speziell vorbereitet?
Ja, ich habe dann etwas aufmerksamer als sonst Hausmeister beobachtet.
Wie steht es um Ihre anderen Projekte? Ich denke nur an Ilse Bähnert und das Zwinger-Trio.
Ich bin in diesem Jahr restlos ausgebucht. Ich habe eine Menge Gastspiele, gehe auf Tournee, spiele in der schönen Helena den Paris, bin mit Ilse Bähnert unterwegs, drehe für „In aller Freundschaft“. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich mal nichts habe. Ich habe derzeit 16 Stücke parallel laufen.
Wie merken Sie sich das alles?
Das ist kein Problem, das ist ja mein Job.
Gibt es Rollen, die Sie von vornherein ablehnen würden?
Mich reizt ja eigentlich alles, was ich noch nie gemacht habe. Da gehe ich auch große Kompromisse ein. Was ich ablehnen würde, weiß ich nicht, das müsste man mir erst einmal anbieten.
Gibt es eine bestimmte Rolle, die Sie unbedingt einmal spielen möchten?
Ich würde gern einmal Richard III. spielen.
Was wünschen Sie sich für Ihren Einstand als Hausmeister Wolf?
Mir würde es vor allem gefallen, wenn es den Leuten gefällt.