Der Schauspieler und Kabarettist über seinen jüngsten Filmauftritt, den „Polizeiruf“ und sein Faible fürs Kabarett Er ist Schauspieler („Polizeiruf 110“), und er ist Kabarettist. Heute Abend kommt uns Uwe Steimle komisch. In der ARD-Komödie „Plötzlich Millionär“ spielt er den Busfahrer Benno, der erst seine Job verliert und dann eine Million erbt. Plötzlich wollen alle nur sein Bestes – sein Geld. Mit Steimle sprach Rainer Tittelbach.
GA: Dass ich Sie mal im ARD-Unterhaltungsfilm am Freitag sehen werde, hätte ich nicht gedacht.
Uwe Steimle: (lacht) Tja, das Drehbuch war einfach zu interessant. Das musste ich machen. Außerdem spiele ich gerne Leute, die nicht gleich auf den ersten Blick gewinnen.
GA: Was hat Ihnen sonst imponiert an der Geschichte?
Steimle: Der Grundgedanke. Der Film ist eine Art soziales Märchen: Er erzählt von einem Menschen, der nicht zuerst an sich, sondern an die Gemeinschaft denkt. Das ist biblisch, das ist philosophisch, das gefällt mir.
GA: Auch die Botschaft „Geld allein macht nicht glücklich“ schwingt mit. Ist das nicht etwas banal?
Steimle: Wie bei den meisten Filmen könnte man sich immer noch einiges besser vorstellen. Man muss aber auch bedenken: Am Freitagabend sind Filme, die vom Klassenkampf künden, nicht so angebracht.
GA: Kann man sagen, dass der Film ein bisschen das Erbe der sozialeren DDR transportiert?
Steimle: Nein, er transportiert eher das Gewissen der gemeinsamen Bundesrepublik. Im Westen gab es ja auch den Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ – und das war ja bis 1989 keine leere Phrase. Ich glaube, beide Seiten trauern da etwas hinterher.
GA: Was würden Sie machen, wenn Sie eine Million erben oder gewinnen würden?
Steimle: Ich würde erst einmal eine halbe Million auf mein privates Konto schaufeln. Die andere Hälfte würde ich ausgeben für die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden und vor allem für das Grüne Gewölbe. Das ist die älteste Schatzkammer der Welt. Ich möchte, dass mehr Menschen vom Reichtum Sachsens erfahren. Weil Kultur das Wichtigste ist. Solange wir miteinander reden, solange wir uns anschauen, solange Olympische Spiele stattfinden, solange sprechen keine Waffen.
GA: Ihre Honnecker-Imitationen sind legendär. Wie lief das technisch ab?
Steimle: Ich wollte als Kind immer schon jodeln können. So recht wollte es aber nicht klappen, geblieben ist aber dieser Kehlkopfüberschlag und damit hatte ich den Erich. Dahinter steckte bei mir die Lust am Imitieren. Ich habe ihn aber nie nur nachgemacht, ich habe ihn interpretiert und oftmals klüger gemacht, als er je war.
GA: Wie ist eigentlich Ihr Faible fürs Kabarett entstanden?
Steimle: Ich fand Kabarett in der DDR immer spannender als das Theater mit seiner Sklavensprache. Das war näher dran am Leben. Autoren wollten für mich schreiben, taten es aber nicht und deshalb habe ich selbst angefangen.
GA: Sie sind seit 15 Jahren „Polizeiruf“-Kommissar Jens Hinrichs. Gibt es noch genügend Krimifälle, die sich in Schwerin erzählen lassen?
Steimle: Ich denke schon. Man könnte die Geschichten gelegentlich mehr ins Skurrile drehen, was meinen Talenten entgegenkäme.
GA: Sind Sie mittlerweile in der Bundesrepublik angekommen?
Steimle: Ich bin hoffentlich nie angekommen. Wenn jemand angekommen ist, dann ist Stillstand. Leben aber heißt Bewegung. Angekommen darf man nie sein. Ich glaube an die Veränderbarkeit der Welt. Zur Person:
Uwe Steimle, am 20. Juni 1963 in Dresden geboren, besuchte nach der Berufsausbildung als Industrie-Schmied die Theaterschule „Hans Otto“ in Leipzig.
Seit 15 Jahren spielt er den peniblen Kommissar Hinrichs und ist damit der dienstälteste „Polizeiruf“-Ermittler seit der Wende. Einen Namen machte er sich auch mit seinen Kabarett-Programmen. 2005 bekam er den Adolf-Grimme-Preis.