Sie waren alle da: Die Fans aus dem Erzgebirge und die «Eisbären», City und Karat, das Babelsberger Film-Orchester und der Schauspieler Jan Josef Liefers – zum 40-jährigen Bühnenjubiläum der Puhdys gaben sich die Gratulanten auf der Bühne die Klinke in die Hand.
Die 13 000 Fans der schon zu DDR-Zeiten legendären Band feierten singend und klatschend mit. Am Neujahrsabend rockte die erfolgreichste ostdeutsche Band drei Stunden lang in der ausverkauften Arena O2 World in Berlin.
«Ich kann’s noch gar nicht glauben. Seid Ihr alle unseretwegen hier? Es ist Wahnsinn!», freute sich Sänger Dieter «Maschine» Birr (64) über den Andrang in der neuen Berliner Riesen-Arena. Zum offiziellen Beginn des Konzerts stand er allerdings mit seinen Bandkollegen Peter Meyer (68), Dieter Hertrampf (64), Peter Rasym (55) und Klaus Scharfschwerdt (53) nicht auf der Bühne, sondern saß mitten im Publikum. Politiker, Musiker und Schauspieler überbrachten per Video ihre Geburtstagsgrüße in die Loge. «Jungs, Ihr seid wirklich schwer in Ordnung», sagte etwa Peter Maffay und die Prinzen sangen ein Geburtstagsständchen.
Die Puhdys standen im November 1969 zum ersten Mal auf der Bühne; damals noch mit Coverversionen englischsprachiger Hits – etwa von Deep Purple und Uriah Heep. Bis zum Fall der Mauer wurden sie zwölf Mal zur beliebtesten Rockgruppe der DDR gewählt und schon damals regelmäßig auch von Zehntausenden Zuschauern in der Waldbühne im Westen Berlins umjubelt. «40 Jahre haben noch längst keine Routine hinterlassen, es ist noch wie am ersten Tag», meinte Birr.
Anders als am ersten Tag war der Jubiläumsabend aber kein Mix aus englischen Coversongs, sondern eine Ost-Rock-Revue. Ein Fan im Publikum hielt gar die DDR-Fahne hoch. Besonders euphorisch wurden die meist still stehenden oder sitzenden Fans, als plötzlich eine andere Ostrock-Legende die Bühne betrat: City. Toni Krahl und Co. spielten mit den Puhdys ihr erfolgreichstes Lied «Am Fenster». «Seit 40 Jahren im Rampenlicht. Mein lieber Freund, das war’s noch nicht. Die Bühne groß, ein volles Haus – dieser Ruhm macht die Puhdys aus», sang kurz darauf Karat. Die Jubilare wiederum boten mit einem Medley bekannter Ost-Rock-Hits nostalgische Momente und erklärten vor «Das Buch», dass sie dieses Lied einst im Palast der Republik bei «Rock für den Frieden» gesungen haben.
Ein rosa Marienbildnis auf der Videowand, Eishockey-Fan-Fahnen und erzgebirgisches Humtata standen für die Jetzt-Zeit. «Deutschlands Supertalent» Michael Hirte spielte «Ave Maria» auf der Mundharmonika. Fahnen und Schals der Berliner «Eisbären» wedelten in der Luft, als die Puhdys ihre für die Mannschaft geschriebene Hymne singen. Die Randfichten überbrachten «Geburtstagsgrüße aus dem Erzgebirge» und wandelten ihren Hit vom alten Holz-Michl um in «Lebt denn der alte Holz-Meyer noch?» – gemeint war «der älteste Puhdy der Welt», Keyboarder Peter Meyer. «Ja, ich leb noch und sterbe nie», sang dieser.
Schon immer kokettieren die Puhdys mit ihrem Alter. Zu DDR-Zeiten bereits versprachen sie, bis zur «Rocker-Rente» zu spielen. Auf ihrem neuen Album – dem 30. – drehen sich gleich mehrere Songs um den Wunsch der Band, nie aufhören zu wollen. «Wir wollen uns nicht fügen. Wir wollen die Zeit betrügen und immer mit Euch zusammen sein» heißt es im Titelsong «Abenteuer». Auf das große Geburtstagskonzert folgen 30 weitere Auftritte in beiden Teilen Deutschlands – von Aurich bis Zwickau.