Gerhard Gundermann auf der Bühne Halle/MZ. Wenn Gerhard Gundermann die Stimme des Ostens im deutschen Rock war, dann hatte er genau die richtige Stimmlage. Wo Grönemeyer knödelt, Lindenberg blödelt und Niedecken sich im Dialekt versteckt, ist Gundermann ein murmelnder Mann gewesen, der noch im Triumph misstrauisch blieb. Bin ich verstanden worden?, fragten die Augen hinter der Wartburgbrille.
Ist er, daran bleibt im elften Jahr nach dem Tod des liedermachenden Baggerfahrers kein Zweifel. Gerhard Gundermann, der von einer Arbeit als Fahrradmonteur träumende Antistar, hat nicht nur seinen Platz im Gedächtnis der Fans behauptet, seine Präsenz ist mit der Dauer des Gedenkens sogar gewachsen. Der ehemals nur in den neuen Ländern bekannte Sänger ist heute kein bloßes `Vehikel der Erinnerungsarbeit für melancholische 45- bis 55-jährige Ostler´, wie ein Kritiker einst argwöhnte. Nein, mit der Randgruppencombo, den Fuchstalchaoten, der Band Huderich und dem Liedermacher Haase spielen vier Bands derzeit Gundermann-Stücke. Kaum ein Lagerfeuer zwischen Usedom und Erzgebirge, an dem nicht seine `Linda´ vorbeischaut, kaum ein Nachwuchsgitarrist, der sich nicht an der `Schwarzen Galeere´ versucht.
Zu verdanken ist das auch dem Buschfunk-Label in Berlin, das das Erbe des gebürtigen Thüringers mit Fingerspitzengefühl und Leidenschaft pflegt. Gemeinsam mit dem Verein Seilschaft e.V. konnten bis heute nahezu sämtliche Aufnahmen, die Gundermann hinterlassen hat, zugänglich gemacht werden – ausgenommen das mystische Springsteen-Album, dessen Veröffentlichung ein Veto vom Management des `Boss´ verhinderte.
Mit dem `Alle oder keiner´ genannten Mitschnitt des Tribut-Konzerts zum zehnjährigen Todestag letzten Sommer legt Buschfunk jetzt Nachschub auf DVD vor. Über 120 Minuten singen Wegbegleiter wie Gundis Band Seilschaft oder Silly und nachgeborene Fans wie die Randgruppencombo, der Magdeburger Schauspieler Thomas Rühmann und sein Kollege Axel Prahl die schönsten Stücke des Wahl-Lausitzers. Vor einem größeren Publikum, als Gundermann selbst es je hatte, spielen sie Klassiker wie `Einsame Spitze´ nicht werkgetreu herunter, sondern so, wie es Gundi selbst hielt. Balladen konnten bei ihm Galopp springen, Rock todtraurig klingen. Zusätzlich zu prallen zwei Stunden Konzert gibt es Interviews, Fotos und das 91er Video zu `Alle oder keiner´