„Doch in der Spitze kann nur einer sitzen, die anderen müssen an der Triebwerken schwitzen, das hatte ich erkannt, und weil ihr schneller wart, war ich eben der Steuermann.“ Gundermann, klampfendsingender Baggerfahrer, Willy, und seine erste Nach-Blende-Platte und ganz nebenbei auch Sillys Erste, denn bis auf Fritsching und Frau Danz gehörte die Band komplett zu Gundis Sidemen. Überhaupt: die Musik. Vielleicht ist es ungewöhnlich, doch die ersten paar Male drehte sich die CD bei mir zuerst um die Musik, denn die ist schlichtweg mal gut, und das ist selbst Leuten aufgefallen, denen enorm fix das Gähnen zu Kopfe steigt, vernehmen sie nur vage den Begriff von Lieder – lichem. Bei Gundermann ist das kein Schachzug, sondern Freundschaft. Knalliger R&B mit Fetz-Gebläse (“Terminator“), straighter Rock („Soll sein“), schöne kleine Liedchen („Nach Haus“) samt Original-Straßen-Geräuschpegel („Brigitta“), die schöne, wortlose „Gras“ –Version, eine Coverfassung von Neil Youngs „Rockin´In A Free World“. Ausgewogen instrumentiert und arrangiert. Stimmig! Gundermann, der Texter. Unbequem bei jeder TV-Talkshow, zu der man ihn geladen hatte, hart, direkt „unverblümelt“ – seine Lieder indes kommen irgendwie gefaßter daher, weniger spontan, eben durchdacht und doch nicht immer zu Ende gedacht. Wenngleich: Sein Vielleicht war noch nie ein Ja oder Nein, was man ihm beispielsweise schon auf Platte Nr. 1 angekreidet hat. Gundi, der Soldat der „Grünen Armee“, der „alle in die Pfanne haut, privat und VEB“, er, der es sich leistet, über eine zerbrochene Beziehung eher über den Anfang als das Ende zu sinnieren, der kurz und knapp gar nicht mal so osttypische Bergmannsgedanken äußert, einfach ins Leben blendet. „Terminator“ mit dem genial-witztigen Politikerspiegel von Auto-Krause bis zum zweigeteilten Lümmel-Blümel-Späth zeigt Gundermann von einer völlig neuen Seite. Was indes geblieben ist, sind seine zu schnell vom Gutgemeinten ins Platte abgleitenden Botschaften des „Nur-kleinen-Menschen“ („Soll sein“). Indes, wichtig genug: Gundermann hat es wohltuend vermieden, eine vergnatzte Ossi-Platte zu machen. Die Ausgewogenheit der Musik bleibt das große Plus der Scheibe. …und wenn ich nicht mal mehr liegen kann, dann fang ich eben wieder an zu fliegen.“