Seit Jahren kämpfte der frühere Frontmann der Rockband Stern-Combo Meißen gegen die unheilbare Krankheit ALS, nun starb er in einem Berliner Krankenhaus. Bis zuletzt hielt Reinhard Fißler aber an der Musik fest.
Wenn er wie bei einem Konzert seiner Band Stern Meißen Ende der 70er Jahre in der halleschen Eissporthalle die langen Haare in die Luft warf, in rotes Licht getaucht den „Kampf um den Südpol“ besang und mit seiner souligen Stimme bewies, dass deutsche Rockmusik Seele haben kann, dann war Reinhard Fißler einer der ganz Großen seines Faches. Ein Mann, wie gemacht für die besten Jahre der Rockmusik Anfang der 70er: Bands wie die Stern Combo Meißen, zu der der in Tangermünde bei Stendal aufgewachsene Sohn eines Ehepaares, das die DDR ohne ihn verlassen hatte, im Jahr 1972 stieß, wollten Musik mit Anspruch machen, große Epen singen und die Grundfragen des menschlichen Lebens vertonen.Fißler, der an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden Gesang studierte, verkörperte den Anspruch der Sterne, die mit Alben wie „Weißes Gold“ und „Reise zum Mittelpunkt des Menschen“ die Brücke von der Rockmusik zur Klassik schlugen.imageLange Lieder, große Bögen, die später aus der Mode gerieten. Fißler verließ die Stern Combo und wanderte auf Solopfaden durch die letzten Jahre der DDR. Erst in der ersten großen Ostalgie-Welle Mitte der 90er Jahre trat er wieder gemeinsam mit seiner früheren Gruppe auf und zeigte, dass er zeitlose Songs wie „Also was soll aus mir werden“ und „Der Eine und der Andere“ noch immer einzigartig interpretieren konnte.Um die Jahrtausendwende wurde bei Reinhard Fißler die Nervenerkrankung ALS diagnostiziert, dennoch spielte der Vater zweier Töchter weiter Platten ein, er komponierte und schrieb unter anderem ein Lied für das Album „Lebensuhr“, mit dem seiner erneut runderneuerten alten Band Stern Meißen 2011 ein Comeback gelang. Mit Hilfe von Kollegen und Freunden trat Reinhard Fißler sogar im fortgeschrittenen Stadium seiner Krankheit weiter auf, teilweise im Rollstuhl, teilweise halbaufrecht liegend in seinem Krankenbett.Mehr zum Thema
Alle Prognosen der Ärzte über den Verlauf der unheilbaren Krankheit strafte der Gitarrist und Sänger Jahr um Jahr Lügen. Für seinen ebenfalls schwer erkrankten Freund, den Liedermacher Holger Biege, sang Reinhard Fißler noch im letzten Sommer ein Lied.Es war der letzte Auftritt des Mannes, den Künstler wie Dirk Zöllner, Dirk Michaelis, Klaus Renft und Barbara Kellerbauer gleichermaßen als künstlerisches und menschliches Vorbild schätzten. Am frühen Samstagmorgen starb Reinhard Fißler in einem Berliner Krankenhaus, erlöst von einem Leiden, das ihn anderthalb Jahrzehnte gequält hatte, kurz nach seinem 67. Geburtstag. „Musik war sein Leben“, sagt sein Manager und Freund Detlef Seidel. Ohne Musik war es für ihn nicht vorstellbar. Das Ende einer Ära: Die Eissporthalle in Halle, in der Reinhard Fißler so viele beeindruckende Auftritte absolviert hat, beginnt man heute abzureißen