[…] Die Renft-Combo dieses Abends ist weit entfernt von larmoyanter Nostalgie. „Wir haben beschlossen, das Schiff nicht untergehen zu lassen!“ verkündet Frontmann Monster am Anfang trotzig. Und dann wird Dampf gemacht. Held des Konzerts ist der Neue an der Gitarre. Gisbert „Pitti“ Piatkowski, bekannt durch „Magdeburg“, „City“ und NO55, zählte in den 80ern zu den Gitarreros, den absolut angesagtesten Gitarristen des Landes.
Filigran und dabei ungeheuer kraftvoll zieht sein Spiel dem Renft-Sound ein ganz neues Korsett ein. Locker, aber nicht lässig, gekonnt, aber nicht gekünstelt pumpt er enormen Druck in die Riffs, spielt atemberaubende Soli, in denen er sich verschmitzt durch die gesamte Hall of Fame des Rock ’n’ Roll zitiert. Hochspannend das Gitarristen-Gipfeltreffen mit Peter „Cäsar“ Gläser, der die Bühne für drei Klassiker entert und dabei den Eindruck macht, als wäre er einem Jungbrunnen entstiegen.
Der rotzige Gitarrensound ist ganz im Sinne von Delle Kriese, der die Trommelfelle gleich noch einmal so energetisch verhaut, als man es ohnehin schon von ihm kennt. Bandgründer Klaus Renft hätte als Instrumentalist mit dieser scharfen Gangart wohl Probleme gekriegt. Sein Nachfolger Marcus Schloussen, der distinguierte Riese am Bass, meistert das gewohnt souverän. Auch Frontmann Monster scheint beflügelt und gibt von beginn an alles. Seine kräftige Stimme bleibt natürlich das Erkennungsmerkmal, wenn sich auch gegen Ende des Konzertes zeigt, dass er sich diesmal etwas zuviel zugemutet hat: Zum ersten Mal seit 40 Jahren klaut bei Renft der Gitarrist dem Sänger die Show beim traditionellen Rausschmeißer „Child in time“.