Engerling: Tagtraum

1981

Titelliste

  1. Muschellied
  2. Engerling`s Blues
  3. 21 Uhr 55
  4. Knüppel aus dem Sack
  5. Tommy Simpson
  6. Tagtraum früh im Park
  7. Auf verlorenem Posten

Liedtexte

Wenn du nachts nach Haus kommst,
kaputt, hörst du die Muscheln rauschen
und legst dich nackt aufs grüne Sofa,
tust deinen Muscheln lauschen
und willst so gern dein Wachsein
gegen Schlaf eintauschen
und zählst die schwarzen Fliegen an der Wand
und beißt dir wütend in die Hand.
Das weiße Rauschen klaut dir den Verstand,
du bist ausgebrannt.

Wenn du vor den Spiegel trittst,
malst dir die Nase rot
und kalkst dein Gesicht mit Chlorodont
und denkst, du wärst längst tot
und belegst mit abgebrannten Kippen
dein Butterbrot
Dann schmink dich ab
und komm zu mir!

Wenn dein Mann bedreht nach Haus kommt
und schlägt dir seine Fahne ins Gesicht
und zieht sich aus und grabscht nach dir,
doch du magst seine Fahne nicht.
Und er zerrt dich bei den Haaren,
rezitiert sein liebstes Suffgedicht:
Du wärst der letzte Dreck auf dieser Welt.
Du wolltest nur sein schwer verdientes Geld.
Es gibt`ne Menge and`rer Frauen,
denen er gefällt,
er spielt den Held.
Und du reißt dich von ihm los,
schließt dich auf der Toilette ein,
und hast die Nase voll von ihm,
willst nicht mehr seine Klette sein
und liegst nackt im Wäschekorb
und willst so gern im Bette sein.
Dann seil dich ab
und komm zu mir!

( Text+Komp.: W.Bodag )

Tommy Simpson ist der Meister in dem Pulk
der buntgefärbten Radler
Das Radfahrn ist kein Ulk
Wenn man wie er damit sein Geld verdienen soll
Das zahlt ihm seine Firma und Tommy macht die Kassen voll

Als Profiradweltmeister sieht Tommy seine Chance
beim größten Radlerzirkus-Grand Boucle-Tour de France
Er führt und trägt als Zeichen ein knallig gelb Trikot
Doch muß sich Tommy strecken
im harten Sattel recken
er sieht den Berg der Schrecken
und alle sagen : Am Mont Ventoux
verliert er\’s sowieso das knallig gelbe Trikot

Der Boß im schnellen Auto mixt ihm nen schnellen Drink
Gibt ihm die heiße Flasche, gibt ihm\’n heißen Wink
Mach dich aus dem Staube, am Berg bist du zu klein
Vielleicht fangen dich die andern erst auf dem Gipfel ein …

Tommy nimmt `n tiefen Schluck, tritt an und setzt sich ab
und stampft und dreht und dreht und stampft
Er fühlt sich gut in Trab
Die erste Steigung – federleicht, er blickt ins Tal hinab
Dort schlängelt sich das Fahrerfeld, er jubelt
HI-DEE-DUPP
Die da unten machen schlapp.

Simpson, freu dich nicht zu früh, du selbst bist noch im Tal
Die steilen Kehren, Kurven, Geraden werden noch zur Qual
Der Boß mixt dir `n neuen Drink, kippt Pulver in den Tee
und wenn er dir zu viel reintut, dann wirst du weiß wie Schnee
Oh Tommy, das tut weh

Tommy stampft sich keuchend durch die Kehre des Ventoux
Die Sonne brennt ihn windelweich
Der Staub klebt ihm die Augen zu
Grimassenhaft zur Maske ist sein Gesicht verkrampft
Der Boß hat ihm die Seele vom Robot-to-to-ter eingedampft

Tommy sieht und hört nichts mehr, die Augen leergebrannt
Verliert er seinen festen Halt, stürzt röchelnd in den Sand
Der Boß zerrt ihn aufs Rad : HEY JUNGE-HI-DEE-DUPP
Du bist ganz groß !
Du fährst famos !!!
Mach mir jetzt nur nicht schlapp . . .
Und schiebt ihn ab

Tommy rollt zwei Meter weit
Fällt leblos steif vom Rad …
Man zerrt ihn an den Straßenrand
Der bunte Zirkus naht
Die Radler röhrn und keuchen
Die Autos folgen dicht
Im Staub liegt Tommy Simpson
Das Leichentuch im Gesicht

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