Endlich wieder Live-Musik: Alexander „Gundermann“ Scheer und Regisseur Andreas Dresen mit Band im Frei- bad am Brauweg

von Peter Krüger-Lenz, Göttinger Tageblatt vom 26.07.2021

Göttingen. Gundermann! In der DDR war der liedermachende Baggerfahrer eine große Nummer. Alexander Scheer hat Gundermann im gleichnamigen Film gespielt. Am Sonnabendabend war er beim Göttinger Kultursommer im Freibad am Brauweg zu Gast – mit Regisseur Andreas Dresen und Band.

Freibadbetrieb am Nachmittag. Der Soundcheck stand an. Ein junges Pärchen habe in der Nähe gekuschelt, erzählt Scheer, dann war das Schlagzeug dran – und die Bassdrum. Das Pärchen sei dann umgezogen, sagt Scheer und lacht. Entspannt ist die Stimmung dann am Abend. Ein toller Ort, sagt Dresen, „mit dem alten Sprungturm im Hintergrund“. Da war er sich einig mit dem Publikum, das war allerorten zu hören.

Mit Händen zu greifen. Keine Schwimmer mehr im Bad, dafür viele Besucher, für die der Auftritt von Scheer, Dresen und der Band das erste Konzert seit fast eineinhalb Jahren war. Fast alle Arme im Publikum gehen nach oben, als Dresen das abfragt. Endlich! Die Befreiung ist fast mit Händen zu greifen. Und es dauert nicht lange, bis erste Tänzerinnen und Tänzer über den Rasen toben. Am Ende ist der Platz vor der Bühne sehr gut gefüllt. „Es ist so schön, wieder tanzende Menschen zu sehen“, ruft Dresen. Ein neues Programm hat die Band erarbeitet. Neben Liedern von Gerhard Gundermann präsentiert sie auch Cover mit deutschen Texten beispielsweise von Tom Waits, Bruce Springsteen und Rio Reiser. Der Liedermacher habe auch gerne gecovert, berichtet Dresen, der sich für seinen Film intensiv mit dem Leben und dem Werk Gundermanns aus einandergesetzt hat. Er habe nie von seiner Musik leben wollen, sondern immer auch regulär gearbeitet. Erst als Baggerfahrer im Tagebau, nach dessen Schließung in einer Tischlerei. „Er führte eigentlich zwei Leben“, sagte Dresen. Und Gundermanns Texte handeln sehr klug und lyrisch vom Leben, starke Lieder, die auch heute noch tragen.


Freunde um sich geschart. Immer wieder präsentiert die Band auch Stücke von Gisbert zu Knyphausen,
dessen Musiker die Gundermann-Kapelle im Film spielten. Für die Tour hat Dresen Freunde um sich
geschart. Tragende Säule ist Jürgen Ehle, der Gitarrist der Band „Pankow“. „Ich bin Fan der ersten Stunde“, bekannte Dresen. Am Keyboard Jens Quandt, der den Soundtrack zum Film produziert hat. „Wir sind zusammen zur Schule gegangen“, erzählt der Regisseur.

Dresen ist kein Rockstar. Unaufgeregt spielt er Gitarre, Ukulele, und singt vergnügt eine Reihe von Liedern. Scheer an seiner Seite ist der Frontmann, der die Bühnenshow bringt. Im Film ist er Gundermann erstaunlich ähnlich. An diesem Abend ist er Scheer, der einen ganz eigenen Zugriff auf die Gundermann-Lieder hat. Irgendwann springt er auch von der Bühne und mischt sich unter die Tänzer.

Start in den Kultursommer
Als Schlagzeuger habe er angefangen, hatte Scheer beim Telefoninterview im Vorfeld erzählt. Das sei ihm zu weit hinten gewesen. Mit der Gitarre habe er sich nach vorne gearbeitet, „seit Gundermann gehe ich auch als Sänger durch“. Wuchtig singt er „Heroes“ von David Bowie – am Schauspielhaus Hamburg hat er gerade umjubelt die Hauptrolle in dem Bowie-Musical „Lazarus“ gespielt. Ganz zart haucht er solo eine Ballade als erste Zugabe, die das Publikum lautstark einforderte. „,Flughafen’ rufen wir in Berlin“, erklärt Scheer, die Besucher skandieren „Flughafen“. Als Dresen dann „Freibad, Freibad“ ruft, folgen sie auch ihm.
Das Publikum feiert Scheer und Dresen, die feiern das Publikum – und den Ort des Konzerts.


Ein grandioser Abend mit Menschen, die es genießen, endlich wieder ein Live-Konzert zu erleben. Weitere Konzerte werden folgen, denn mit ihrem Auftritt eröffneten Scheer, Dresen und die Band den Göttinger Kultursommer. Das nächste Konzert beim Göttinger Kultursommer: 31. Juli, 20 Uhr. Martin Kohlstedt prä
sentiert sein jüngstes Album „Flur“ in Räumen der Spedition Zufall, Gotthelf-Leimbach- Straße 3 in Göttingen.

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