Das Berliner Quartett „Dziuks Küche“ spielt heute in der Romanfabrik.
Es gehört zu den seltsamen Ungerechtigkeiten des Musikgeschäfts, dass Danny Dziuk nach all den Jahren immer noch zu den Geheimtipps unter deutschen „Liedermachern“ zählt. Dabei sind seine Songs durchdrungen von hinreißend trockenen Humor, mit dem er sich gekonnt zwischen der romantischen Leidenschaft Rio Reisers und dem lakonischen Erzählstil Sven Regeners platziert. Für seinen Freund und ehemaligen „Band-Arbeitgeber“ Stefan Stoppok schrieb Dziuk mehr als eine handvoll Stücke, viele seiner Balladen bleiben unbewusst in Erinnerung, ohne plakative Phrasen zu dreschen. Als intelligenter Chronist karikiert Dziuk absurde Alltagssituationen mit kleingeistigen Banken, Kampfhunden und deren Besitzern oder die immer dümmere TV-Unterhaltung. Sprachlich bleibt er absichtsvoll auf dem Boden, amüsiert mit Andeutungen und unter der Hand eingestreuten, dadurch umso witzigeren Übersteigerungen. Trotz aller Ungereimtheiten des Lebens verliert Dziuk offenbar nie die Zuversicht. Eine imaginäre Auseinandersetzung zwischen Kopf und Herz gewinnt natürlich das Gefühl, auch der Abschied von einer alten Liebe gerät ihm eher unsentimental als melancholisch.
Im letzten Jahr veröffentlichte Danny Dziuk sein viertes Album „Gebet und Revolver“, dieser Tage erscheint eine Live-CD. Ob im Studio oder auf der Bühne, Dziuks Präsenz und Ausstrahlung erinnern an einen aufrechten, unbeugsamen Underdog, dessen Original eher im amerikanischen Folk als in der französischen Chanson-Tradition oder im deutschen Politsong zuhause ist. Nicht zuletzt sein mitunter etwas vernuschelter Vortrag verleiht dem Berliner charmant-ehrliche Ausstrahlung. Ungekünstelt, beinahe beiläufig erzählt Dziuk mehr als er singt und wirkt dabei wie der weitgereiste Querdenker von nebenan, mit dem man gestern noch die halbe Nacht in der Eckkneipe philosophiert hat. Seine angeraute, zwischen leichtem Näseln und heiserem Raunen changierenden Stimme passt ideal zur bluesgetränkten, stimmungsvoll instrumentierten Musik von „Dziuks Küche“.
Der Bandleader selbst wechselt zwischen Tasten und Saiten, begleitet von Kulle Dziuks dezentem Schlagzeug, Bernd Keuls Bass und der E-Gitarre von Hans Rohe. Nicht von ungefähr klingen Dziuk und seine erfahrenen Musiker mitunter wie die sprichwörtliche Session auf der Veranda eines Holzhauses in New Orleans. In den letzten Jahren hat Danny Dziuk in gemeinsamen Projekten oft mit amerikanischen Musikern wie David Lindley, Eric McFadden und Wally Ingram gespielt. Kein Wunder, dass sein Klavier die Atmosphäre einer verrauchten Bar suggeriert, Orgelakkorde soulig swingen, Bottleneck-Phrasen der Gitarre im Song „Flachland“ eine musikalische Brücke von Norddeutschland ins Mississippidelta schlagen.