In der Liederbestenliste des Vereins deutschsprachige Musik belegt Danny Dziuk mit seiner jüngsten CD „Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers“ den zweiten Rang. Hinter Stoppoks „Sensationsstrom“, an dem er auch mitgewirkt hat. Als stünde er weiter im Schatten jenes Mannes, für den er seit Langem in die Keyboard-Tasten greift und diesen und jenen Song schreibt. Was natürlich großer Quatsch ist, weil Dziuk mittlerweile dank Platten wie „Hauptsache Wind“ und begeistert gefeierter Konzerte ganz für sich alleine steht.
Danny Dziuk darf mit Fug und Recht als Poet gelten, der in seinen Texten politische Aussagen nicht scheut, der unangenehme Zeitgenossen mit Hohn und Spott zu überschütten weiß, um im nächsten Moment ganz liebevoll ein Hohelied zu singen auf jene, die ohne Stromlinienform durchs Leben gehen. Dziuks Texte sind vergnüglich anzuhören, weil Poesie und Metaphern nicht des möglichst kunstvollen Ausdrucks wegen gedrechselt werden. Was er sagen will, bleibt klar und deutlich.
So lästert er über „Mein schönes Berlin“ samt seiner hippen Schickeria-Mitte, digitaler Bohème und dezent tätowierten Bankiers, um seine Wahlheimatstadt dann doch zu rühmen für die weniger mondänen Ecken und Haltungen. Er huldigt einer Frau, die „Den ganzen Weg“ geht, ohne ihren Glauben an der Garderobe abzugeben. Unversöhnlich attackiert er Neonazi-Gewalt und kleinbürgerliches Wegducken in „Halber Staat“, rockt dazu rau und aggressiv.
Überhaupt die Musik: Bei Dziuk und seiner Band dient die keineswegs nur der notwendigen Untermalung. Sie lebt vielmehr ihren eigenen Gestus aus lässigem Musikantentum, hat viel mit Dylan und anderen US-Songschreibern zu tun. Sie wirkt leicht dahin geworfen, infiltriert aber das eigene Gedächtnis und verankert die Songs schließlich so fest, wie’s kein Text alleine könnte.
Die neuen Musiker an Schlagzeug und Bass, Max Schwarzlose und Thomas Baumgarte, verleihen den Songs einen unaufdringlich stetigen Sog. Gitarrist Hans Rohe ist schon länger mit von der Partie und spickt Dziuks drängendes Orgelspiel mit herrlich warmen Soli, gleißend und schwelgend zuweilen, wenn der Song die instrumentale Infusion braucht. So entfalten sich elegische Stücke („Wenn sich die Reihen lichten“), lakonische („Ein Regenlied“) und kräftige mit Worksong-Chor („Treppe rauf, Treppe runter“). Nur das Tom-Waits-Cover „Phatt in Taiwan“ will nicht recht zünden. Aber bei insgesamt 14 Songs ist das zu verkraften.