40 Jahre PUHDYS – 20 Jahre Osten und 20 Jahre Westen –
das sind auch zwei Halbzeiten eines mittlerweile denkwürdigen Spiels
Der Anstoß fand 1969 im Freiberger Tivoli statt. Der Aufstieg gelang schnell und führte rasch in die erste (Bundes-)Liga. 1977 war auch die Westberliner Waldbühne mit 20 000 Besucher gut gefüllt. In all den Jahren gab es keine Abstiegssorgen betreffs einer Fahrt ins Niemandsland des Rock. Dafür sorgte schon allein die sprichwörtliche Heimstärke, aber auch international beachtliche Ergebnisse, zumindest im europäischen Maßstab – ob mit Millionenverkäufen in Russland, Testspielen in England oder Portugal. Ihre Eisbären- Hymne (1996)zog mittlerweile in die Eishallen in Halb-Europa ein und läuft beim voralbergischen Apres- Ski hoch und runter.
Die Band hat auf Veränderungen reagiert, sich aber nie neu erfunden, sondern ist sichund ihrem A nhang immer treu geblieben. Sie hat klugerweise darauf verzichtet, in ihrem Spielsystem allem modischen Schnickschnack zu folgen, sondern ist eine Rockn Roll Band geblieben, das technische Fundament stetig verbessernd und an den Feinheiten bastelnd, stabil in der Besetzung und mit glücklicher Hand bei den wenigen Neuverpflichtungen.
Das Spielsystem ist ein einfaches, aber robustes 2-2-1- mit einer relativ jungen Hintermannschaft um Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt und Bassist Bimbo Rasym, einem stabilen Ur-Besetzung um Keyboarder Peter Meyeer und Gitarrist Quaster Hertrampf und mit einem Spielführer (Dieter Maschine Birr), der als Frontmann seit Jahren für die Ideen und Antriebe sorgt.
Wichtig für einen Club solcher Größenordnung ist stabiles Fanpotential, eine hoher Dauerkarten – Anzahl und einer echten Verwurzelung in der Volksseele. Die Band wurde zur Ikone des Ostrock und wird freilich weit darüber hinaus wahrgenommen.
Nach 1989, in der zweiten Halbzeit, haben die PUHDYS schnell gelernt, daß zu einem erfolgreichen Auftritt mehr als nur eine gute Show gehört. Das Umfeld muß stimmen, was mit einem umsichtigen Management, Sponsorendeals und einer Vielzahl von gelungenen Marketingideen für ostdeutsche Verhältnisse fast beispielhaft gelang.
Heute ist jedes Konzert wie ein Volksfest. Die PUHDYS sind die einzige Volkspartei im rockmusikalischen Sinne- zumindest im Osten.
Hier ist setzen sich die Älteren noch mal ins Auto, spart ein Anderer erfolgreich für ein Ticket, feiern die Jungen eine Party und der „Bänker“ sein Betriebsfest im auserwählten Kreise.
Die PUHDYS verkörpern mit ihren Liedern wohl am ehesten die Mitte der (ostdeutschen) Gesellschaft, in ihren Erinnerungen an gestern und den Gefühlen im heute.
Das neue Album vereint – in einer limitierten Sonder- Edition – in zehn neuen Songs und einige Klassiker. Es zeigt in ungewöhnlich frischer Weise genau diese Vorzüge einer Band, die sie auch nach 1989 regelmäßig in die Deutschen Charts katapultierten ließ und ihr als gesamtdeutsche Rockerscheinung unstrittig einen vorderen Platz in der hiesigen Musikgeschichte sicherte.
Die PUHDYS 2009 lassen es rocken, glänzen mit liedhaft- eingängigen Melodien, scheuen sich nicht vor Gassenhauern wie – erwachsene – Balladen. Das Album ist zugleich eine sehr persönliche wie hymnische Hommage an die Fans. Abenteuer – ist ein Jubiläumsalbum und als solches eine gute Gelegenheit auch in den Rückspiegel zu sehen. Ob Kindheitserinnerungen, ob Momente von Band- oder Anknüpfungspunkte an deutsche Geschichte, die PUHDYS reflektieren unsere Welt mit der ureigenen Fähigkeit dabei aus Volkes Seele zusprechen.
Die ersten Einschätzungen lagen richtig. Es wurde eines der besten Alben in der langen Geschichte der Band. die sich über Diskographie (von über 35. Alben) erfreut. Die PUHDYS feiern keine Auferstehung, sondern liefern erneut eine musikalische Höchstleistung ab und eine erneute Bestätigung ihrer Erstligareife. Die Produktion des Albums lag in den goldenen Händen on Rainer Oleak, der schon CD + DVD Ostrock in Klassik zu einem Verkaufserfolg geführt.
Danach folgt eine heiße Verlängerung und nach dem Live-Album und DVD „Live aus der o2 world“ der Abschied vom BuschFunk und die Aufnahme in die Familie der größten Plattenfirma der Welt (universal). Hier kam 2013 „Es war schön“ heraus, die zugleich mit Veränderungen aufwartete, denn erstmals schrieb und sang nicht Maschine den löwenanteil an Songs. Letzter hatte jedoch offensichtlich mehr im Computer und veröffentlichte wieder einmal (nach 1988) ein und noch ein (2016) Soloalbum.
Das Jahr 2015 ist zum Abschiedsjahr erkohren und verkündet. Noch einmal erzittert die Wuhlheide nicht nur bei der „Eisbären-Hymne“ und haben sich deren alte Bäume sich vor den rockern verneigt. Dann ist mit einem Doppelkonzert zur Jahreswende 2015/16 Schluss.
Die Musiker gehen – mit dem ECHO für das Lebenswerk ausgezeichnet – seitdem getrennte, solistische Wege. Maschine vornweg, gleich dahinter Quaster, der im Mai 2017 sein Live-Konzert aus dem Tivoli Freiberg gleich im Paket auf Doppel-CD und DVD veröffentlicht.
Im November 2017 kommt es im Tivoli zum Doppelkonzert – erst Maschine, dann Quaster Family & friends – im traditionellem Freiberg-Konzert.