Irgendwie, irgendwo…

von Thomas Wörtchen , Culturmag vom 01.04.2016

Ach, man freut sich einfach, wenn man nicht alleine ist, auf dieser Welt. Zumindest, wenn´s um ein paar Basics geht: Zum Beispiel dem dringenden Wunsch nach einer „Arschlochfreien Zone“. Im gleichnamigen Song verzwirbelt Danny Dziuk auf seiner neuen CD „wer auch immer, was auch immer, wo auch immer“ genau diesen absolut naheliegenden Wunsch sehr schön ironisch, irgendwo zwischen Verzweiflung und zarter Hoffnung. Leise Ironie, entspannter Sarkasmus, virtuose Texte und ausgefuchste Instrumentalisierung sind die Grundpfeiler aller zwölf Songs.

Glasklare, dezidiert politische Statements („Zu groß, um zu scheitern“, „Ja, man darf“) versinken so niemals in Gutmensch-Dogmatik, wunderschöne Liebeslieder („Würdest du?“, „Shakespeare-Himmel (über Zaun“)) bleiben so garantiert kitschfrei und der nicht immer lustige Nahkampf mit dem Alltag („Wer auch immer …“, „Wenn ich dich seh, möchte ich rauchen“) gestaltet sich locker und souverän, wobei melancholische Untertöne – wie auch nicht? – klugerweise nicht wegcamoufliert sind. Die Welt ist ja schließlich oft eine Zumutung.

Selbstironie ist sowieso immer gut („Alien“), und angesichts des schweren Kalibers, das Dziuk nun mal ist – nur für die Akten: Danny Dziuk hat u. a. Songs für Annett Louisan geschrieben, mit u. a. Albert Mangelsdorff und Stoppok gespielt, Film- und TV-Musiken komponiert, ist Leader von Axel Prahls „Inselorchester“, hat mit seiner eigenen Band „Dziuks Küche“ sechs, solo drei Alben vorgelegt, Preise zuhauf eingesammelt und gehört ganz sicher zur Crème de la Crème der deutschen Singer/Songwriter – ist eine solche Selbstbetrachtung nix als sympathisch.

Besonders erfreulich: Alle, naja, die meisten Songs haben rätselhafte, nicht 1:1 in irgendwelche Messages zu übersetzende Reste, Geheimnisse, Idiosynkrasien, große Interpretationsspielräume, wie es sich für gute Lyrik gehört. Randy Newman (giftig) und Leonard Cohen (kryptisch) lassen grüßen: Nicht so sehr als Vorbilder, eher als Dialogpartner. Was wesentlich auch mit der musikalischen Inszenierung zusammenhängt. Ein knarziges Baritonsaxophon oder verhangene Trompetentupfer oder andere Feinheiten der ziselierten Arrangements können Kontrapunkte setzen oder Atmosphären zaubern, unangestrengt und auf den Punkt ökonomisch. Und natürlich kann die ganze Chose grooven wie Hölle.

Superlative soll man ja scheuen wie der Teufel das Weihwasser, aber wenn ich ein Meisterwerk höre, erkenne ich es. Congrats.

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