Axel Prahl, geboren 1960 in Eutin, aufgewachsen in Neustadt an der Ostsee, absolvierte die Schauspielschule in Kiel und glänzte am dortigen Theater wie ab 1991 im Berliner „Grips-Theater“ in unzähligen „Linie 1“-Aufführungen.
Seinen Durchbruch im Film feierte Prahl 1998 mit „Nachtgestalten“. Er brillierte nicht allein in „Halbe Treppe“, „Die Polizistin“, „Der Schimmelreiter“ oder „Willenbrock“: seit 2002 spielt er auch den Hauptkommissar Frank Thiel im Münsteraner-Tatort der ARD.
Privat ist Prahl Vater von vier Kindern. Er lebt derzeit im Berliner Umland.
Wenn Axel Prahl – der medial Traumquoten erzielt und von der Kritik wie vom Boulevard Traumnoten und Preise bekommt – nun zur Gitarre und zum Mikrophon greift, hat dies nichts mit dem Wunsch nach öffentlicher Abrundung einer, seiner Karriere zu tun: Es ist einzig einem bislang leider sträflich vernachlässigten Bestandteil des eigenen Lebensentwurfes geschuldet.
Als Axel bekam er als Achtjähriger die erste Gitarre aus einem schwachbunten Quelle-Katalog, als Dreizehnjähriger träumte er davon, mal eine Schallplatte zu machen, als junger Mann versucht er sein Glück mit einem Musikstudium auf Lehramt in Kiel, um es dann doch zunächst lieber als Straßenmusikant in Spanien finden zu wollen. Doch:
„Gut Ding will Weile haben“, sagt Prahl.
Den – mentalen – Durchbruch beeinflusst hat wohl ein spontaner Auftritt 2008 mit seinem Freund Andreas Dresen vor 3500 Menschen in der Berliner Columbiahalle. Es war ein Tribut-Konzert für Gerhard Gundermann. Prahl sang dessen „Vater“-Song (eine deutsche Nachdichtung eines Tory Amos- Klassikers), und zwar so, dass es in der überfüllten Halle plötzlich ganz still und danach sehr laut wurde.
Den Startschuss gab er selbst Anfang 2010, als er an seinen Küchentisch in Berlin lud, seine Gitarre vorholte und einige Song-Skizzen vorstellte. Nun ist es also so weit. Axel Prahl bringt, 51-jährig, 2011 sein erstes Album heraus. Doch er singt nicht irgendwas! Er interpretiert nicht Brel neu oder Brecht anders, singt keinen Swing oder Schlager der zwanziger Jahre, nicht Rio Reiser, den er sehr schätzt, oder Hans Albers, nein, … mit drei Worten gesagt:
Prahl singt Prahl: Er singt, was aus der eigenen Feder und dem eigenen Erleben entsprungen ist – mit „Blick aufs Mehr“.
Seine Band ist ein kleines handverlesenes Orchester von Musikern, die in die deutschen Rock-, Jazz – und Klassikszene klangvollen Namen und eine Menge Erfahrung einzubringen haben. Allen voran als Produzent und Arrangeur Danny Dziuk, der das Ansehen von Stoppok (längst, mit einigen Klassikern) und jenes von Annett Louisan (unlängst, mit ihrem aktuellen Album) befördert hat. Auch der Beliebtheit von Kommissar Frank Thiel –von diesem eher unbemerkt- war er mit einigen Musiken in der Vergangenheit unaufdringlich behilflich.
Im Studio ruft Prahl „Gib Luft, Gib Luft“ zum Bass-Saxophon rüber, ist gerührt von den Streichern des Babelsberger Filmorchesters und empfiehlt dennoch genau an dieser Stelle auf sie zu verzichten, bittet zu lächeln bei den Chorgesängen und verändert mit Hilfe seines iPhones nochmals eine Textzeile.
Der Musiker und Songschreiber Prahl räsoniert (mit „Blick aufs Mehr“) und randaliert (als „Cosmopolitano“), säuselt und seufzt („Wieso bist du immer noch da?“).Er ist bissig („Bla Bla Bla“) bis blauäugig brav, rührt („Schön, dass du da bist“), verführt und taucht (als “Wilde Welle“) uns in ein höchst vergnügliches, heiß-kaltes Wechselbad der Gefühle, welches ganz am Ende des Albums sogar noch Platz für investigative Momente lässt.
Vieles, was die Filmkritik an ihm schätzt und noch mehr, was das Publikum an ihm liebt, findet man in seinen Liedern wieder. Er ist auf höchst musikalische Weise ganz bei sich selbst und zeigt uns doch auch vieles, was wir von ihm noch nicht kennen. Es ist dennoch keine Nabelschau, was das Album sofort in die Deutschen Album-Charts wie in die Liederbestenliste – eine Auswahl der hiesigen Musikjournalisten – beförderte.
Allein, dass man Axel Prahls unvermutet zart- zerbrechlichen Schmelz in seiner Stimme und deren Modulationsfähigkeit erst jetzt zu hören bekommt, ist zwar irgendwie ärgerlich, aber nun, da neben dem Album 2012 auch Konzerte folgen, auch tröstlich zugleich. In gewisser Weise verkörpert Prahl den Typ des anderen Volksschauspielers. Ist er nun auf dem Weg zum Sänger des Volkes? Ein wenig schon, aber lassen wir doch darüber das Volk selbst entscheiden und vertrauen dessen geübtem „Blick aufs Mehr“. Dass nicht der Markt, sondern der BuschFunk dabei behilflich ist, dafür hat Prahl mit Bedacht selbst gesorgt.
2014 erschien ein Live-Dreifachalbum, natürlich auch auf CD. Knapp über 50 Konzerten in diesem Jahr, fast durchgehend ausverkauft, von Hamburg über Berlin, bis München und Wien, vom Schleswig-Holstein Musikfestival, über die Zeltmusikfestivals in Freiburg, Braunschweig, Konstanz und Bochum bis zu den Konzerthäusern wie das Gewandhaus, das Musiktheater Gelsenkirchen oder das Konzerthaus in Wien belegen, das Vor-Urteil des ZDF-Kulturmagazins „Aspekte“: „Die Rolle seines Lebens- Axel Prahl als Musiker.“
Zwischen 2013 und 2018 trat Prahl gemeinsam mit dem Regisseur Andreas Dresen gelegentlich in einer weiteren Konzertbesetzung und speziellem Programm auf.
Im Frühjahr 2016 erschien ein Album mit Remixen des Albums „Blick aufs Mehr“ (auf einer limitierten LP-Ausgabe).
2018 erschienen 16 neue Songs, gemeinsam eingespielt mit dem Inselorchester, den Brandenburger Symphonikern, exzellenten Gastmusikern und einem Duett mit Uschi Brüning entlang eines Fados. Axel Prahl hat sich Zeit gelassen. Nach sieben Jahren, und das fast auf den Tag genau, ist sein zweites Album „MEHR“ aufwändiger, vielfältiger und opulenter.
Axel Prahl ist mit dem Inselorchester unregelmäßig, doch kontinuierlich bei ca. 25 Konzerten im Jahr live zu erleben.