Die Randgruppencombo ist ein Projekt des Landestheaters Tübingen, welches aus einer Idee des Autors, Musikers, Intendanten und Regisseurs Heiner Kondschak entstand, der ziemlich zufällig einen sächsischen Liedermacher namens Gundermann im Autoradio hörte und so für sich entdeckte. Er besorgte sich danach alle CDs, Bücher und Videos und stellte mit Schauspielern und Theaterleuten -von der Sekretärin bis zum Verwaltungsdirektor- eine Combo zusammen.
Die feierte am hiesigen Theater Premiere (3. Oktober 2000) und mit dem Konzertabend danach weit über 100 Aufführungen, die Gerhard Gundermann in Tübingen und auf der schwäbischen Alb nicht nur bekannt machten. Spätestens mit ihrem umjubelten Auftritt auf dem Berliner Museumsinselfestival 2002 spielt das Orchester die Skepsis der Gundermann-Kenner im Osten weg.
Ausgerechnet im tiefsten Südwesten der Republik entstand ein höchst spannendes Projekt über den 1998 mit 43 Jahren verstorbenen Lausitzer Rockmusiker. Die Kapelle hat ihr Programm beständig erweitert, überarbeitet und sich mittlerweile auch an den Fundus einiger bislang unveröffentlichter Gundermann- Songs gewagt. Zur Randgruppencombo gehören zehn Musiker, die im Konzertverlauf knapp 40 verschiedene Instrumente zum Klingen bringen.
Seit 2005 trifft sich die Combo, von verschiedenen Rändern des Landes kommend, zu zwei Konzerten vor Weihnachten im dortigen, immer ausverkauften Landestheater und zum Jahreswechsel zu zwei oder gleich drei Konzerten nacheinander in Berlin. Dann wurden die Proteste aus dem Süden des untergegangen Landes immer lauter: „Warum immer nur Berlin? Das hatten wir doch schon einmal!“ Seit 2013 kam die Combo auch einmal im Jahr nach Leipzig, seit 2017 auch nach Erfurt in die Alte Oper und nach Dresden in den Rock-Schuppen „Tante Ju“. Für 2015 stand das 200. Konzert ins Haus. Das durfte gefeiert werden.
2022 werden aus Jubiläumskonzerten nun zugleich Abschiedskonzerte: Es ist und bleibt ein bizarres, wirklich geglücktes Stück von West- Ost- Wahrnehmung, viel zu selten und deshalb doppelt kostbar: Über 20 Jahre – vom Sommer 2000 bis zum Jahreswechsel 2022 – kamen die Tübinger, die mittlerweile längst über ganz Deutschland verstreut leben und musizieren, zu weit über 200 Konzerten zusammen. Bei den ersten Auftritten im Osten hatte die Gundermann-Gemeinde Tomaten der Güteklasse III in Reichweite, nun werden es eher Taschentücher sein, die dann auch benutzt werden.